Tomaso

Status: Offline Registriert seit: 05.03.2013 Beiträge: 39 Nachricht senden | Erstellt am 29.10.2014 - 07:18 |  |
Ich habe die Goldentyre GT201 diese Saison selbst ausprobiert.
Hier meine ganz persönlichen Erfahrungen:
Allererster Eindruck: "Huch, hab´ ich ´nen Platten?" Check -alles OK.
Zweiter Eindruck: Extrem kippelig (der Reifenmonteur hatte mich gewarnt: ich solle erst mal extrem vorsichtig fahren, da wäre sehr viel Silikon drauf, zur Konservierung).
Auf den ersten Kilometern bereute ich schon die Entscheidung, aber abwarten. Jedenfalls war das schön unkomplizierte fast naive Fahren mit dem Wahnsinns-Fahrwerk der Stelvio futsch. Jetzt erinnerte mich das Fahrgefühl ein bisschen an meine früheren Enduros à la XT500, XL600 ...
Dritter Eindruck: Uff, ist der laut. Ab ca. 80km/h begleitet mich ein singender Ton, der bei ca. 100 km/h verschwindet, zumindest nicht mehr hörbar ist (Windgeräusche?).
Vierter Eindruck: Wow, hat richtig Grip! Am heissen Pfingstmontag ging es zum Großglockner und zurück. Langsam fielen die "Schranken" - vorsichtig immer weiter runter, immer schneller in die Kurven. Dabei hatte ich in den Kurven mit dem kippeligen Verhalten den Eindruck, daß die Maschine sehr leicht in die Kurve hineinfällt. Fast schon zu früh, jedenfalls ungewohnt früh. Ich musste mich richtig konzentrieren beim Kurvenfahren - immer mit Druck auf dem Vorderreifen/ mit Gas in den Kurven eine Bahn ziehen. Das vom Pirelli gewohnte "einfach um die Kurve fahren" war weg, schnüff. Jetzt musste ich also mit viel Konzentration fahren - fast wie mit meiner alten Le Mans.
Beim Bergabfahren war ich erneut erstaunt, wie viel Grip der Vorderreifen hat! Ich fuhr immer schneller runter, der Reifen fühlte sich immer wohler dabei. Grundsätzlich hatte ich bezüglich Grip ein extrem sicheres Gefühl, also auch am Hinterreifen immer gute Haftung. Allerdings hatte es an diesem Tag über 30 Grad!
Ich hatte zuvor diverse "Warnungen" im Netz gelesen bezüglich Rutschen bei Nässe und kalten Temperaturen - mal sehen wie´s weitergeht ...
Nach der 500 km-Tour immer noch die "Gummi-Würschtl" auf beiden Reifen, trotz der zügigen Fahrt und der hohen Temp. - scheint eine harte Mischung zu sein.
Geradeauslauf super! Kein Aufschaukeln, alles ruhig im Fahrwerk, geradezu stur.
Dann im Sommer nach Griechenland, auf die Ionischen Inseln:
Bei der Anreise durch Österreich Regen (was sonst) und 8 Grad. Auf Gullideckeln und Bitumenflickerei nahm ich kleine Rutscher wahr. Aber das kennt man ja und im Regen fahre ich sowieso sehr vorsichtig.
In Italien die erste Schotterpassage: RESPEKT! Wir mussten steil bergab fahren zu unserer Pension. Es ist so schön, wenn der Vorderreifen nicht rutscht. Juhuu, richtig Freude über die Reifenwahl.
Dann (mit Sozius und viel Gepäck) im 1. und 2. Gang über die Ionischen Inseln bei EXTREM rutschigem Asphalt. Einmal fielen wir fast um, als ich im Stand den Fuss nicht mehr halten konnte - die Sohle rutschte weg. Wie auf Schmierseife. Die Reifen allerdings gaben kein einziges Mal Anlass zu Schweissausbrüchen. Allerdings fuhr ich sehr vorsichtig: Schlaglöcher (20-30 cm tief), Flickerei ohne Ende (incl. Überraschungen in der Kurve), Gegenverkehr auf "meiner" Seite, usw...
Das "kippelige" Fahrverhalten war hier einem "sehr handliches Handling" gewichen. Quasi optimal in diesen Situationen. Auf den zahlreichen Schotterpassagen sowieso der Hammer! Wir hätten mit weniger profilierten Reifen ganz sicher einige Stürze gehabt. So gingen diese Situationen immer glimpflich aus, die schwere Maschine fuhr sich fast wie die oben erwähnten XT/XL.... draufhalten, Gas geben und durch (Hauptständer hat dafür gerne mal aufgesetzt...). Auf Schotter ist der Reifen also empfehlenswert.
Dann hat´s tatsächlich geregnet auf Korfu! Und wie! Am Tag danach hatten wir einige Schlammpassagen zu meistern - auch hier: WOW. Mit ein bisserl hin-und-herrutschen am Hinterrad aber immer gutem Grip vorne kein Problem. Mit den Pirellis, etc. undenkbar. Erneute Freude über die Reifenwahl für diese Reise.
Heimreise durch Regen bei 3 Grad über´n Brenner: Kein Rutschen! Nix!
Fazit: Für Enduro-Reisen kann ich den Reifen absolut empfehlen.
Verschleiss: nach 4500 km (davon 90% mit Sozia und Gepäck und 1000 Km in den ersten 3 Gängen) sieht der Vorderreifen fast noch aus wie neu, der Hinterreifen hat noch 5mm Profil.
Als Saison-Abschluss sind meine Frau und ich dann noch Anfang Oktober bei 3 Grad und KEINEM Verkehr (18:15 Uhr an der Zahlstelle) erneut über den Großglockner geheizt. Meine Frau meinte noch: "jetzt weiss ich, was die mit "Privatstrasse" meinen"). Auch hier: selbst bei kaltem Asphalt absoluter Grip!
Ursprünglich wollte ich die Reifen für die nächste Saison durch meine geliebten Pirellis ersetzen (keine Enduroreise auf dem Plan). Aber mittlerweile bin ich richtig angetan von den GTs. Das mit dem anfänglich konzentrierten Fahren hatte sich dann auch irgendwie erledigt, entweder hatte ich mit daran gewöhnt oder die Reifen hatten sich "eingefahren". Jedenfalls bin ich jetzt ganz entspannt 
Dimensionen: ich fahre eine 2008er Stelvio mit vorne 110/80 R19 und hinten 180/55 R17.
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[Dieser Beitrag wurde am 29.10.2014 - 07:19 von Tomaso aktualisiert]
Signatur Le Mans I 1978, Stelvio I 2008, beide rot :-) |